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    Podcast

    Die Plattformisierung der Podcasts

    Heute habe ich das erste Mal mitbekommen, dass es inzwischen Podcasts gibt, die es nur noch auf bestimmten Plattformen hörbar sind. Irgendwas von Böhmermann bei Spotify und ein Podcast von Holgi und Katta bei Audible. Diese Entwicklung finde ich sehr unschön. Bisher waren Podcasts ein relativ dezentrales Format. Wenn ich bei den NPR-Podcasts höre, dass ich mir doch deren NPR One-App runterladen soll, um die Podcasts zu hören, denke ich auch nur: ja, nee… Mit dieser Entwicklung werden dann auch die Podcasts an Plattformen gebunden. Und diese Plattformen, die immer mehr das Netz bestimmen gefallen mir nicht.

    Ich mag es auch nicht sonderlich, dass ich für The Man in the High Castle Amazon Prime bräuchte, aber nun gut. Das heißt für mich, dass ich die Serie nicht gucken kann. Für mehr als einen Streaming-Service gebe ich kein Geld aus. Das ist nun mal so. Wenn es irgendwas mal exklusiv bei Premiere, ich meine Sky, gab, konnte ich das halt auch nicht schauen.

    Die Streaming-Plattform nutze ich halt, weil es endlich ein legaler Weg ist mit dem ich für überschaubares Geld an Content on Demand in ansprechender Qualität komme. Zwischen dem Ende der Torrents und Netflix, habe ich halt nur Kram geschaut, den ich auf DVD günstig bekommen habe.

    Spotify werde ich mir wegen exklusiver Podcasts nicht holen. Ich nutze Google All-Access weil ich da auch meine Musik hochladen kann. Zwei Musik-Streaming-Services will ich nicht zahlen. Und ohne mobile App, mit der ich offline hören kann bringt mir ein Streaming-Service nichts. Und bei Audible habe ich nur einmal gekauft und nie wieder. Die App ist komfortabel aber dieses zu-DRMte Audio-Format kann und will ich nicht unterstützen. Spätestens wenn ich es auf meinem Rechner hören will, geht es in der Regel nicht, weil ich Linux nutze. Da habe ich mal wieder so richtig gemerkt, wie nervig DRM ist. Das erste Mal habe ich es gemerkt, als ich mir eine TV-Serie bei iTunes kaufte. Ich konnte es nicht auf dem Bildschirm abspielen, der nur per DVI angeschlossen war und nachdem ich zu Linux gewechselt war, konnte ich es mir gar nicht mehr ansehen. Das sind halt Plattformen, denen ich als Kunde egal bin.

    Bei Podcasts gibt es eine Reihe Finanzierungsmöglichkeiten. Ich verstehe bis heute nicht, warum sich Hörer und Macher in der deutschen Podcastlandschaft gegen Werbung wehren. Aber es gibt ja nicht nur Werbung, es gibt ja auch noch Patreon und den vermutlich nicht ganz so effizienten Standard-Spenden-Aufruf. Für mich gilt: Wenn Podcasts rauskommen, die ich nicht in meinem Podcatcher hören kann, höre ich sie nicht. Dem Macher scheint das dann ja auch nicht so wichtig zu sein und ohne das Geld der Plattform gäbe es das Format vermutlich auch nicht. Also kein Verlust für beide Seiten.

    Zusatzspaß bei der Wochendämmerung von Holgi und Katta: Der Feedbackkanal läuft wohl über Facebook, wenn ich es richtig verstanden habe. Und noch so ein unschöner umzäunter Garten, der dem freien Netz den Garaus machen will. Nein, danke. Da ist mir dann Idealismus doch wichtiger als Pragmatismus.

    P.s.: Kennt jemand ein schöneres Wort als “Plattformisierung”?

    Friday May 13, 2016
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    Podcast

    Podcasts - Die Sache mit der Finanzierung

    Einer der Kritikpunkte meines Posts von gestern, war die Finanzierung von Podcasts. This American Life ist Radio und die haben Geld. Gut, dann ziehe ich halt Gimlet Media. Das ist eine neugegründete Firma in den USA, die nur Podcasts machen. Investoren gaben eine insgesamt sechs- bis siebenstellige Summe als Anschubfinanzierung und der Werbeslot pro Folge kostet meines Wissens nach eine mittlere vierstellige Summe.

    Ja, das sind Beträge von denen deutsche Podcaster nur träumen können.

     

    Aber ziehen wir das ganze mal anders auf. Die meisten Podcaster in Deutschland podcasten meines Wissens nach, weil sie daran Spaß haben und nicht, weil sie ihren Lebensunterhalt damit verdienen wollen. Gut, man hat Einstiegskosten durch die Technik bzw. will auch mal was dazu kaufen und dann kommt noch der Webspace und vielleicht auch Kosten für Auphonic auf einen zu. Damit sind wir bei dreistelligen Einstiegskosten, wenn man es richtig machen will und erstmal niedrigen zweistelligen laufenden Kosten. Das letzte Mal als ich auf meinen Kontoauszug geschaut habe, zahlte ich für die Mitgliedschaft in meinem Karateverein eine niedrige zweistellige Summe (und eine mittlere bis hohe sind die Regel bei Kampfsportvereinen) und auch für das Tanzen war es ähnlich. Dazu kam mal ein billiger Anzug, der später gegen einen besseren getauscht wurde, Protektoren, Mundschutz, Gürtel, Prüfungsgebühren etc. Und ich rede hier nicht mal von Kendō, wo eine Rüstung gerne vierstellig kostet[footnote]Anfänger sind im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich dabei[/footnote]. Warum gibt es also so häufig den Anspruch das bei Podcasts Geld rausfallen muss? Ich dachte die Podcaster machen es aus Spaß.

    Die Frage ist halt, was man haben will. Zieht man den Spaß aus dem miteinander reden und ein Mikrofon läuft mit oder zieht man eine größere Befriedigung aus dem Endergebnis[footnote]Btw. ich habe beim Karate mehr Zeit aufgewendet als je für einen Podcast. Bis zu meiner Unterbrechung aus Gründen bin ich eine zeitlang vier- bis fünfmal die Woche zum Training gegangen. Würde ich so viel Zeit in einen Podcast stecken, wären die Ergebnisse auch andere[/footnote]? Soll das Ergebnis ein Gespräch sein oder mehr als das?

    Zurück aber zur Finanzierung. Wenn man auch noch Kapital aus Podcasts schlagen will, scheint es aktuell eine handvoll Möglichkeiten zu geben.

    1. Die Amazon-Wishlist: gerne verlinkt, ist keine direkte Bezahlung aber eine nette Anerkennung und wie wir inzwischen durch Holgi wissen, müssen diese Geschenke genauso versteuert werden, wie andere Einnahmen.
    2. Amazon-Affiliate-Links: Etwas Geld, aber ehrlich gesagt keine Ahnung wieviel dabei rumkommt.
    3. Zusatzcontent: Meines Wissens nach macht das nur Bits und so. Warum das die einzigen sind, erschließt sich mir nicht so ganz. Aber Punkt 6 wird da nochmal drauf zurückkommen.
    4. Flattr: Oder wie es auch genannt wird: Pritlovr. Meines Wissens nach gibt es Podcaster, die damit niedrige dreistellige Beträge pro Monat verdienen, aber das sind schon die Ausnahmen. Tim Pritlove und Holgi hingegen scheinen damit aber auch ins vierstellige vorzustoßen. Aber die beiden dürften wohl auch die zwei profiliertesten Podcaster in Deutschland sein und zumindest bei Tim scheint es der Vollzeitjob zu sein. Ich selbst finde, dass Flattr ein schönes Konzept ist, aber durch die Minibeträge es schwer wird, dass was bei rumkommt. Selbst ein Abo gilt nur als normaler "Klick" und bringt dem Geflattreten im Optimalfall bei spendablen Flattrern 1€ oder ähnliche Beträge. Dazu kommt, dass man immer dran denken muss zu flattrn. Denn nicht jeder Podcastclient gibt die Möglichkeit automatisch zu flattrern. Und wenn ich unterwegs einen Podcast höre, denke ich nicht unbedingt dran beim nächsten Mal mit gutem Netz auf die Webseite des Podcasts zu gehen und den Knopf zu drücken.
    5. Werbung: Unbeliebt in Deutschland. Warum auch immer. In US-Podcasts bin ich Werbung gewohnt. In der Regel wird dann wenige Minuten was von dem Produkt vorgelesen und vielleicht kurz drüber geredet. Hover und Squarespace haben sich vermutlich inzwischen bei jedem eingebrannt, der Podcasts aus dem US-Techumfeld hört. Gimlet Media hat da einen schönen neuen Ansatz. Die sprechen mit den Leuten der Firmen oder ihren Kunden über das Produkt und dadurch wird auf einmal selbst die Werbung interessant. Und das Ganze mit Jingle davor und danach, damit man weiß, dass das der Werbeblock ist.
    6. Auftragspodcasts: Da werden einige gemacht, keine Ahnung wie viel das bringt und ist wohl eher nichts für den Hobbypodcaster.
    7. Patreon: Das neue Schwergewicht in den Möglichkeiten der Finanzierung meiner Meinung nach. Bei Patreon hat der Podcaster die Möglichkeit Abos anzubieten, entweder monatlich oder pro Stück (wohl am ehesten also pro Folge). Je nach Veröffentlichungsrhythmus und Konzeption der Selbstdarstellung ist also das eine oder andere Modell brauchbarer. Dazu kommt, dass der Podcaster Milestone Goals einführen kann. Also wenn genug Geld zusammenkommt, dann bringt er Extracontent (siehe Punkt 3). Und es gibt auch Tiers, also wenn jemand mehr Geld bezahlt, bekommt er auch etwas dafür. Extracontent (siehe Punkt 3 z.B.) oder auch Dinge wie Sticker o.ä. Wenn wir von englischsprachigen Podcasts reden, ist der Gewinner wohl der Comedy Button, der $20584,26$/Monat über Patreon macht (-13% oder so an Patreon). Und selbst ein Nischenpodcast wie die Retronauts macht $2591,83/Monat.

    In Deutschland gibt es inzwischen auch Podcaster, die Patreon nutzen. Insert Moin macht $1715.47/Monat. Die Staatsbürgerkunde macht mit gerade einmal 8 Leuten, die Geld geben $81/Folge. Hoaxilla bekommt $112/Folge. Hooked, ein Podcast/Webseite zu Videospielen, Serien etc macht $2749/Monat und Got Nexxt, ein Basketballpodcast macht $2910,54. Bei den letzteren beiden sind wir in Bereichen, von denen man langsam leben kann. Mich würde wirklich interessieren, was die Metaebene und Holgi mit Patreon rausholen könnten. Ich gebe übrigens für Podcasts und Webseiten durch Patreon mehr Geld aus, als ich je pro Monat in Flattr einzahlte. Zum Einen weil ich mich an den Tiers orientiere und der $5/Monat-Tier meistens ein nettes Goodie bringt und zum anderen weil ich einmal klicke und dann nur noch am Ende des Monats informiert werde, dass Geld von mir abfließt. Ich muss mich um nichts mehr kümmern und ich weiß, dass die Leute Geld von mir kriegen, die welches kriegen sollen. Bei Flattr bekommt ein Tweet der geflattrert wurde, genauso viel wie eine gute Podcastfolge.

    Aber auch hier gilt, dass man erst einmal in Vorleistung treten muss. Wenn man Geld verdienen will, heißt es ein ordentliches Produkt rausbringen, regelmäßig produzieren und damit eine Fanbase aufbauen. Und wenn man davon leben will, muss man ggf. auch richtig vorfinanzieren. Wenn man sich selbstständig macht, muss man auch in Vorleistung treten und hat nicht sofort schöne Geldflüsse aufs Konto und geht ein Risiko ein, dass das Geschäftskonzept eben nicht aufgeht. Andere Podcaster wie z.B. die Leute von Relay FM haben ihre ganze Freizeit da rein geworfen und sich das als Einkommen so lange aufgebaut, bis sie soviel verdienten, dass sie ihre Anstellung kündigen konnten. Das ist auch eine Möglichkeit. Ähnlich machen es auch andere Freiberufler. Dessen muss man sich halt auch bewusst werden.

    Wenn man Podcasts als Hobby betreibt, muss nicht unbedingt von Finanzierung geredet werden meiner Meinung nach. Sondern man sollte eher davon reden, was der einzelne Podcaster oder das Team produzieren will. Und wenn hinten auch noch Geld rausfällt und ggf. sogar mehr als man reinsteckt: sehr schön. Aber da sollte man nicht die Frage stellen “Und wer finanziert das?”

    Wenn man mit Podcasts Geld verdienen will, dann bin ich so altmodisch und muss sagen, dass da ein Geschäftskonzept da sein sollte und man alle Möglichkeiten auslotet, um Geld zu verdienen. Ggf. kann man sich dann auch noch Unternehmensförderung vom Staat holen, mit Glück und einem guten Geschäftskonzept einen Kredit bei einer Bank etc. Aber man geht halt ein Risiko ein und muss in Vorleistung gehen und das ggf. auch durchhalten, wenn’s hart ist. 50% aller Unternehmen gehen in Deutschland im ersten Jahr kaputt. Das ist dann halt ein ganz anderes Spiel, aber auch mit anderen Möglichkeiten, weil man einfach mal 8+ Stunden reinstecken kann am Tag. Na ja, Selbstständige arbeiten ja halbtags. Sie können sich die Hälfte des Tages aussuchen in der sie arbeiten.

    Friday February 6, 2015